Sonntag, 27. September 2009

Demokratisch vernichteter Regionalismus



Nachdem es in den vergangenen Wochen mehrfach zu Protestaktionen von Milchbauern gegen sinkende Milchpreise kam, ( derzeit deckt der derzeitige Milchpreis nur in etwa die Hälfte des Produktionspreises), gehen nun weitere Kleinbauern auf die Barrikaden. Sie haben allen Grund dazu, in den letzten Jahren wurden mehr und mehr EU-Subventionen gestrichen, die Abkaufpreise für ihre Produkte sinken ständig, während die Preise für Saatgut und Dünger steigen .Viele Bauern können von der Landwirtschaft keineswegs mehr leben.

War im Jahre 2008 eine Tonne Weizen noch 300 € wert, so hat sich der Preis bis zum heutigen Tage halbiert, für Roggen, Hafer und anderes Getreide gilt das gleiche. Eine Rekordernte 2008, eine sehr gute Ernte 2009 und die Weltwirtschaftskrise haben die Angst vor der Versorgungslücke zerstreut. Die Fleischnachfrage aus Schwellenländern ist zurückgegangen - und auch der Bedarf an Futtergetreide. Die Lager mit Weizen, Roggen, Gerste und Hafer sind voll. Und wer auf steigende Preise gewettet hat, sitzt nun auf teuer erkauften Lieferverträgen. Weil Investoren trotzdem durch die Finanzkrise zum Verkauf gezwungen werden, sind die Preise noch schneller gefallen, als sie einst gestiegen sind. Das Fazit lautet schlicht: Es ist kein Geld mehr im Markt. Wegen der hohen Nachfrage waren auch die Preise für Saatgut und Düngemittel extrem gestiegen. Die sind zwar nach Auskunft des großen bayerischen Landwirtschaftshandelskonzerns Baywa AG wieder gesunken - aber erst deutlich nach dem Preisverfall am Getreidemarkt. Und wer im Hinblick auf die einst von allen Experten prognostizierten weiteren Preissteigerungen viel ausgegeben hat, steckt jetzt in der Liquiditätsfalle. Denn die Kredite wollen weiter bedient werden, und zwar auch bei niedrigen Preisen. Doch dies sind nicht die einzigsten Probleme der Landwirte, ihre getätigten Investitionen in Anlagen und Maschinen verlangen nach Abzahlung, Zins und Zinseszins schröpfen sie weiter, so das viele schon heute nicht mehr auch nur anteilig die Zinsen für ihre Kredite mit den erwirtschafteten Geldern ihrer landwirtschaftlichen Arbeit bezahlen können.

Fast alle Subventionen für die Landwirtschaft wurden weitestgehend als "Sparmaßnahme" abgeschafft, sogenannnte Schutzkäufe, Beihilfen und Stützungskäufe, welche in schweren Zeiten das Überleben der Landwirte sicherten, sind weitestgehend weggebrochen. Stattdessen fördern Demokraten und Bürokraten lukrative Großbetriebe, riesige Zuchtanlagen für Nutzvieh, Molkereien die schon fast Imperien gleichen oder lassen Produkte wie Getreide und Gemüse tausende von Kilometer quer durch Europa herbei schaffen. Regionalismus, d.h. die Nutzung und Unterstützung dessen, was im unmittelbaren Kreis von Landwirten zur Versorgung der Bevölkerung genutzt werden könnte, ist längst auf das Abstellgleis der Wirtschaft geschoben worden. Regionalismus bringt nicht soviel Profite, ist in den Augen der Kapitalisten nicht rentabel. Und Rentabilität ist das A und O des Kapitalismus. Demokratisch gefördert wird alleinig die "Wirtschaftlichkeit", der Handel muss billig einkaufen können um wenigstens selbst noch ein paar Cent Gewinn zu machen und so werden die Preise für regionale landwirtschaftliche Produkte soweit gedrückt, dass damit die Existenz des Bauerns gefährdet wird. Gewinne statt Förderung der natürlich gewachsenen Strukturen einer Region, Arbeitsplatzvernichtung als Rationalisierungsmaßnahme, staatliche Sparmaßnahmen an den Kleinen und die Förderung kapitalistischer Großkonzerne, münden in der vollendeten wirtschaftlichen Abhängigkeit Deutschlands.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen