Dienstag, 16. November 2010

Was vom Tage übrig blieb....




Kaum ein halbes Jahr ist es her, dass der Volkstod im Rahmen der 1. Mai Demo durch Hoyerswerda zog. Lange noch diskutierten die Menschen der Stadt über jenes Ereignis im sonst so tristen Grau der Häuserschluchten. Man wetterte gegen die einen und schimpfte auf die anderen, immer darauf bedacht dem politischen Mainstream korrekt zu folgen. Persönliche Zustimmungen wurden ganz demokratisch hinter vorgehaltener Hand zum Besten gegeben und erfüllten ihren Zweck in nicht öffentlichen Runden. Zustimmung - ja, Erkenntnis - ja, aber doch bitte nicht in Anwesenheit der breiten Öffentlichkeit, so der verbleibende Grundtenor. Es gehört sich in diesen Zeiten nunmal nicht auszusprechen was undemokratisch und Tatsache ist und die Heraufbeschwörer jener Zustände zu nennen, welche ein jeder zu spüren bekommt.

Warum? Es geht den Menschen wohl noch nicht schlecht genug, könnte man lapidar sagen. Eingelullt in die versprochenen Wunder der Demokraten die da kommen mögen, beschäftigt mit den alltäglichen Sorgen um das eigene Überleben schwimmen sie tagtäglich im Strome der Gleichgültigkeit mit und hoffen so nirgends anzuecken. Solange bis es sie eines Tages selber betrifft, die plötzliche Arbeitslosigkeit, die Angst ausstehende Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können, die Furcht finanziell und gesellschaftlich gescheitert zu sein. Dann ist das Gezeter gross, ein Verfluchen der "da oben", ein ewiges Schimpfen auf das hier im Lande langsam alles zum Himmel stinkt und man das ja schon immer vorher gewusst hätte. Dann bricht sie hervor, die Zustimmung zu jenen die Veränderungen fordern, jene die wissen , dass ein stilles Zusehen immer nur Zustimmung zum herrschenden Übel bedeutet.

Doch schnell schwindet diese Zustimmung sobald eben jene existenziell Bedrohten in den Genuss der Leistungen unseres Wohlfahrtsstaates kommen, Arbeitslosengeld oder Hartz 4, egal es wird schon irgendwie reichen um über die Runden zu kommen. Und so richtet man sich ein, disponiert um und verringert seine Lebensqualität eben ein wenig, egal, man muss ja in dieser Demokratie noch nicht verhungern und kann die Raten für das neue Auto immer noch zahlen, dank unserer gutmütigen Demokraten. Und so verfliegt Volkes Zorn ebenso schnell wie er gekommen ist.

Das System der ewigen demokratischen Beschwichtigung funktioniert bestens, der Gewöhnungseffekt an die neuen, wenn auch bescheidenen Lebensumstände tritt schnell ein, wird klaglos hingenommen und irgendwann zum Alltag. Das es nicht so sein müsste, das man Arbeit haben könnte und die Möglichkeit seine Familie adequat zu ernähren wird verdrängt. "Es ist halt so, man kann es nicht ändern" , hört man die Menschen in den überfüllten Warteräumen der Arge resignieren. Es ist nicht so und das man etwas ändern kann ist jedem von ihnen bekannt, doch das hieße dann im Umkehrschluß das man Verantwortung übernehmen müsste, für sich kämpfen müsste und für andere. Und so verharren sie in ihrem Staus quo, um nicht auch noch das letzte Gnadenbrot was ihnen die Demokraten hinwerfen zu verlieren.

Denn große Veränderungen beginnen immer erst mit knurrendem Magen.